Montessori Kindergarten – Ein Erfahrungsbericht

Kinder besuchen Montessori Kindergarten

Heute möchte ich mit euch meine bzw. unsere Erfahrungen zum Thema Montessori Kindergarten teilen. Um es gleich vorwegzunehmen (aber, das erkennt ihr ja auch schon am Namen dieses Blogs)… wir sind Fans von Montessori. Wir wünschten uns, dass noch viel mehr Kinder mit dieser einfühlsamen Pädagogik aufwachsen dürften. Falls Du überlegst, Dein Kind in eine Montessori-Einrichtung zu geben, ist dieser Beitrag sicher spannend für Dich.

Unser Sohnemann Paul ist vier Jahre alt und geht jetzt seit fast einem Jahr in den Montessori Kindergarten. Zuvor war er in der gleichen Einrichtung bereits in der Kinderkrippe, die nach der Pikler-Pädagogik arbeitet. Ähnlich der Montessori-Methode werden Kinder in nach Pikler als kompetente Individuen angesehen. Diese Individuen können dann in einer vorbereiteten Umgebung ihre Fähigkeiten am besten entwickeln.

Die Pikler-Pädagogik, benannt nach der ungarischen Ärztin Emmi Pikler, legt den Schwerpunkt auf die autonome Entwicklung des Kindes durch freies Spiel. Pikler glaubte an die Wichtigkeit einer sorgfältigen, respektvollen Pflege und ließ Kindern Zeit und Raum, um ihre Welt in ihrem eigenen Tempo zu entdecken. 

Darum haben wir uns für einen Montessori Kindergarten entschieden

Felix und ich, wir sind Freigeister. Vor zig Jahren lernten wir uns bei unserem gemeinsamen Hobby, dem Gleitschirmfliegen, kennen. Nach dem Studium machten wir uns selbstständig und führen heute ein gemeinsames Unternehmen. Jetzt fragst Du Dich vielleicht, was das ganze mit Montessori zu tun hat.

Unsere höchsten Werte sind Freiheit und Selbstbestimmtheit und darum ist es uns wichtig, unserem Kind diese Lebenseinstellung von Anfang an mitzugeben. Darum haben wir gezielt nach Konzepten gesucht, die zu unserer Lebenseinstellung passen und mit Montessori unseren perfekten Match gefunden. Denn hier spielt das Kind die Hauptrolle. Es erhält die Freiheit, seine Interessen in seinem eigenen Tempo zu erkunden. Die Lernumgebung ist speziell so gestaltet, dass das Kind sich selbstständig bewegen und aus einer Reihe von Lernmaterialien auswählen kann. Dabei gibt es sogenannte Lernwelten die das eigenständige Lernen fördern. Dies fördert neben der Eigenständigkeit auch sehr stark die Entscheidungsfähigkeit des Kindes. Das Kind lernt durch praktische Erfahrung und Interaktion mit seiner Umgebung, was seine Selbstbestimmtheit stärkt. In einer Montessori-Einrichtung ist das Kind kein passiver Lernender, sondern ein aktiver Teilnehmer an seinem eigenen Lernprozess. Die natürliche Neugier und Kreativität des Kindes werden gefördert und geschätzt.

Herausforderungen bei der Kindergarten-Auswahl

Ich weiß liebe Mamas und Papas, dass die Kindergartenwahl oft kein Wunschkonzert ist und dass es heute fast einem Lottogewinn gleicht, überhaupt einen Kitaplatz zu bekommen. 

In unserem Heimatort fehlen für das nächste Kindergartenjahr über 700 Plätze. Wenn man überhaupt einen Platz bekommt, dann sind es oft keine Ganztagesplätze, sodass an einen halbwegs normalen Arbeitsalltag für (meist) Mama nicht zu denken ist. Während wir hier also über unser Wunschkonzept schreiben, sind die meisten Eltern froh, ihr Kind überhaupt betreut zu wissen.

Das ist wirklich ein Armutszeugnis für unser Land und mich als Frau, Unternehmerin und Mama ärgern diese Zustände maßlos. So viele top ausgebildete Frauen können nicht arbeiten gehen, weil sie keinen Betreuungsplatz für ihre Kids finden. Gleichzeitig schwadroniert man seit Jahren über den Fachkräftemangel. So viele Kinder kommen nicht in den Genuss eines förderlichen pädagogischen Konzeptes, sondern werden mehr oder weniger nur beaufsichtigt, damit Mama und Papa am Nachmittag ein gesundes Kind abholen können. Dabei kann Kita so viel mehr und sollte das Bildungsfundament für unsere Kleinen legen. … Aber genug der Aufregung. Wir hatten großes Glück. Felix wollte immer, dass unser Sohn in genau diese Kita geht und letztlich hat es geklappt. 

Die ersten Tage in der neuen Kita

Die Eingewöhnung lief für unseren Sohn mehr als geschmeidig, da er bereits in der Krippe derselben Einrichtung war. So konnte er die „Großen“ schon in den Wochen davor besuchen, hat die Kinder, Erzieher und die neuen Gruppenräume kennengelernt. Auch sind zwei seiner Krippen-Freunde mit ihm in die Kita umgezogen. Wie bei den meisten Eingewöhnungen wurde mit kurzen Zeiteinheiten gestartet. Die erste Woche blieb er jeweils nur bis mittags und die Zeiten wurden langsam gesteigert. 

Die Rolle der Erzieher

Paul hat eine sehr liebevolle Bezugserzieherin, die auch unsere Ansprechpartnerin ist und uns regelmäßig Rückmeldung zu seiner Entwicklung gibt. Überhaupt kann ich sagen, dass die Erzieher in seiner Gruppe sich definitiv den richtigen Job ausgesucht haben. Man spürt den Spaß am Umgang mit den Kids. Anders als in vielen traditionellen Kitas agiert die Erzieherin in der Montessori-Pädagogik nicht als eine dominante Lehrkraft, sondern eher als ein Beobachter, Begleiter und Helfer.

Die Erzieherin ist verantwortlich für die Gestaltung und Pflege der „vorbereiteten Umgebung„, eine Schlüsselkomponente der Montessori-Pädagogik. Sie stellt sicher, dass die Umgebung sicher, einladend und mit altersgerechten Materialien ausgestattet ist, die die Kinder zum selbstständigen Lernen anregen. Die Materialien sind in der Regel sensorisch ansprechend, selbsterklärend und ermöglichen den Kindern, in ihrem eigenen Tempo und gemäß ihren individuellen Interessen zu lernen.

Während des Tages beobachtet die Montessori-Erzieherin die Kinder sorgfältig, um ihre Interessen, Fähigkeiten und Herausforderungen zu verstehen. Sie tritt zurück, um den Kindern Raum für eigenständige Exploration und Entdeckung zu geben, greift jedoch ein, wenn Unterstützung oder Anleitung benötigt wird. Sie hilft den Kindern, neue Fähigkeiten zu erlernen, indem sie „Einführungen“ zu den Materialien gibt, und fördert die Selbstkorrektur und Selbstbewertung.

Darüber hinaus legt die Montessori-Erzieherin großen Wert auf das Ermutigen von Respekt, Kooperation und Gemeinschaftsgefühl unter den Kindern. Sie dient als Vorbild für positive Verhaltensweisen und respektvollen Umgang. Die Entwicklung von sozialen Fähigkeiten und emotionaler Intelligenz ist ein wichtiger Teil der Montessori-Pädagogik.

Die Rolle der Erzieherin im Montessori-Kindergarten zielt darauf ab, das Kind in seiner Gesamtheit zu sehen und zu unterstützen. Sie respektiert die Individualität jedes Kindes, fördert seine Autonomie und unterstützt es dabei, auf natürliche und freudvolle Weise zu lernen. In diesem Sinne verkörpert die Montessori-Erzieherin die Grundwerte der Montessori-Pädagogik: Respekt für das Kind, Glaube an seine Fähigkeiten und die Bereitschaft, es in seiner individuellen Entwicklung zu begleiten. 

Jede Bezugserzieherin gestaltet das Portfolio für ein Kind. In einem Ordner werden die wichtigsten Entwicklungsschritte dokumentiert. Mit vielen Bildern und Geschichten aus dem Kindergarten-Alltag ist so ein Portfolio ein richtiger Schatz und ein tolles Andenken an die Kita-Zeit. 

Die altersgemischte Gruppe

Pauls Kitagruppe ist altersgemischt, sodass er momentan mit seinen 4 Jahren einer der jüngsten ist. 

In der Montessori-Pädagogik sind die Gruppen in der Regel altersgemischt. Maria Montessori sah Vorteile in der Durchmischung von Altersgruppen, die sie als eine „Familie von Kindern“ beschrieb. Typischerweise umfasst eine Montessori-Gruppe Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren, obwohl es auch Klassen für ältere Kinder gibt.

Die Altersmischung fördert eine Reihe wichtiger Lernprozesse. Die jüngeren Kinder haben die Möglichkeit, von den älteren zu lernen, was nicht nur ihre kognitiven Fähigkeiten, sondern auch ihre sozialen und emotionalen Fähigkeiten fördert. Gleichzeitig haben die älteren Kinder die Möglichkeit, Führungsrollen zu übernehmen und Empathie und Verantwortung zu entwickeln, indem sie den Jüngeren helfen.

Ich weiß noch, wie stolz Paul war, als sein älterer Freund Max ihm beigebracht hat, wie man sich den Reißverschluss an der Jacke zumacht. „Nein Mama, Du musst mir nicht mehr helfen. Max hat es mir beigebracht.“ Einfach cool. Neben den nützlichen Sachen hat er auch reichlich Schimpfwörter von den großen Kids gelernt. … meist eine Kombination aus den Wörtern „Stinke“ oder „Pups“ plus eine Gemüsesorte. Seither gehören Stinkeerbsen und Pupskarotten zu unserem Leben dazu. 

Der Tagesablauf im Montessori Kindergarten

Lernen und Spielen

Wenn man morgens die Kita betritt, erinnert ein Schild die Eltern daran, doch bitte genug Zeit mitzubringen, damit die Kinder sich eigenständig umziehen können. Die Eigenständigkeit beginnt also schon beim morgendlichen Ankommen und wir Eltern halten uns dran, sind wir auch noch so sehr auf dem Sprung. Ist dieser erste Meilenstein vollbracht, suchen sich die Kinder eine Übung oder Aktivität aus, denn der Vormittag ist meist zum Lernen da. 

Backen mit Kindern im Montessori Kindergarten

Hier ein paar Beispiele für Übungen: 

  • Schüttübungen: Dabei wird gelernt, wie man Flüssigkeiten oder auch Granulat (z. B. Reiskörner) von einem Behälter in einen anderen füllt
  • Farben mischen: Mit Wasserfarben werden die drei Primärfarben gemischt, um zu entdecken, welche neuen Farben hierdurch entstehen
  • Wasser-Übung: Welcher Gegenstand schwimmt und welcher geht unter?
  • Feuerübung: Hier wird selbtständig ein langes Streichholz angezündet, eine Kerze angebrannt, das Streichholz in Wasser abgekühlt und anschließend die Kerze mit so einem Hütchen-am-Stiel-Dingens (ihr wisst schon, was ich meine) sicher gelöscht. 
  • Kuchen backen oder Tütensuppe kochen: Um das fertige Werk zu vernaschen, darf man sich ein anderes Kind einladen. Dann wird bei Blumen und Teelicht-Schein gespeist. 
  • Mehl mahlen, Haferflocken quetschen, Kaffe mahlen (den bekommen die Eltern dann mitgebracht)

Dies ist nur eine kleine Auswahl an Übungen und Aktivitäten, aber ihr könnt an den Beispielen sehen, wie wichtig das Erkunden der Welt ist. Auch alltägliche Aufgaben wie Fensterputzen oder Fegen werden geübt. Paul liebt es auch, zu Hause bei den Haushaltsarbeiten mitzuhelfen. Sicher hält dieser segensreiche Umstand nicht ewig an, aber klar ist, sollte er mit fünf Jahren eine WG mit Max und Hanna gründen wollen, weiß er, wie die Waschmaschine funktioniert und wie man sich ein paar Eier brät. Manch ein frischgebackener Student kann das nicht von sich behaupten. 

Neben all der Lernerei gibt es auch viel Zeit für freies Spielen oder um im Garten rumzutollen. Außerdem ist einmal in der Woche Waldtag. Die Kinder fahren mit dem Bus und verbringen den Tag dann auf einem Waldspielplatz. Immer wieder ein Highlight. 

Das Mittagessen

Das Mittagessen in einer Montessori-Einrichtung ist mehr als nur eine Zeit zum Essen; es ist eine Gelegenheit für Lernen und Gemeinschaftsbildung. Es spiegelt die grundlegenden Prinzipien der Montessori-Pädagogik wider: Eigenständigkeit, praktisches Lernen und Respekt.

Das Mittagessen beginnt oft mit Vorbereitungen, an denen die Kinder aktiv teilnehmen. Sie helfen dabei, den Tisch zu decken, das Essen zu servieren und nach dem Essen aufzuräumen. Dies fördert nicht nur ihre Selbstständigkeit und praktischen Fähigkeiten, sondern lehrt sie auch Verantwortung und Gemeinschaftsgefühl.

Die Mahlzeit selbst wird in einer ruhigen Atmosphäre eingenommen. Die Kinder werden ermutigt, sich ihrer Sinne bewusst zu sein und ihr Essen zu genießen. Sie lernen, angemessene Tischmanieren zu üben und respektvoll miteinander umzugehen.

Die Erzieherinnen nutzen die Mahlzeit oft auch, um mit den Kindern zu interagieren und Gespräche anzuregen. Sie können Themen wie gesunde Ernährung, Herkunft der Lebensmittel oder kulturelle Aspekte des Essens besprechen.

Insgesamt betrachtet die Montessori-Pädagogik das Mittagessen als integralen Bestandteil des Bildungsprozesses – eine Zeit, in der Lebensfertigkeiten gelehrt und gelernt werden und in der die Kinder ihre Unabhängigkeit, ihre sozialen Fähigkeiten und ihren Respekt für die Gemeinschaft entwickeln können.

Das alles macht die Bio-Gemüselasagne oder Spinat nicht essbarer, aber es ist schön, sein Kind auch in diesem Bereich gut umsorgt zu wissen. Ich erinnere mich noch gut an meine Kindergarten-Mittage. Man muss dazu sagen, das war zu DDR-Zeiten, als der Schnack noch ein ganz anderer war. Da hieß es, es wird gegessen, was auf dem Tisch kommt. Furchtbar… nicht umsonst hab ich mich an den Rosenkohl-Tagen regelmäßig auf meinen Teller übergeben. Bah… zum Glück sind diese Zeiten vorbei. 

Die größte Umstellung – der Mittagsschlaf im Kindergarten

Unser Paulchen ist ein begnadeter Schläfer. Das ist so ein Thema, mit dem wir nie Probleme hatten. Während er in der Krippe seine 2-2,5 Stunden-Schläfchen genossen hat, kam nun die große Umstellung namens Ruhephase. In unserem Montessori-Kindergarten gibt es nicht mehr den klassischen Mittagsschlaf, bei dem alle Kinder gleichzeitig ins Bett gehen. Stattdessen wird sich auf kuscheligen Matten im abgedunkelten Raum bei einem Buch oder Hörspiel ausgeruht. 

Kinder, die einen Mittagsschlaf benötigen, können dies in einer ruhigen, gemütlichen Umgebung tun, während Kinder, die nicht schlafen möchten, leise Aktivitäten fortsetzen können.

Das Ziel ist es, auf die individuellen Bedürfnisse jedes Kindes einzugehen und die natürlichen Schlaf- und Wachrhythmen zu respektieren. Es ist ein Teil der größeren Montessori-Philosophie, Kinder als eigenständige Individuen zu behandeln und ihre Selbstbestimmtheit zu fördern.

Paul macht von dieser Selbstbestimmtheit Gebrauch, indem er auch bei größter Mittags-Müdigkeit nicht schläft, denn man könnte ja sonst etwas verpassen. Am Anfang hat ihn das ordentlich geschlaucht und er war am Nachmittag zu nichts mehr zu gebrauchen – müde und meckerig. Ihr kennt das sicher. Oft ist er auch direkt beim Abholen im Auto eingepennt. 

Die ersten Monate hat uns dieser Umstand gar nicht gefallen und ich bin nach wie vor der Meinung, dass ein geordneter Mittagsschlaf den kleinen Köpfchen, die so unzählige Eindrücke zu verarbeiten haben, nicht schaden würde. Leider hat es sich in unserer Einrichtung nicht anders arrangieren lassen, aber mittlerweile hat sich unser Sohn daran gewöhnt. Er geht seither schon um 19 Uhr ins Bett und verlängert einfach seinen Nachtschlaf. 

Unser Fazit zum Montessori KindergARTEN

Wir sind wirklich begeistert von unserem Montessori Kindergarten. Es ist wirklich ein toller Ort, um dort einen Teil seiner Kindheit zu verbringen und die Kids lernen dort so viel, was ihnen auch den späteren Start in die Grundschule erleichtern wird. Für mich als Mama ist es so wichtig, ein gutes Gefühl zu haben und zu beobachten, wie Paul seine Kita-Zeit mit seinen Freunden genießt und wie viel er schon gelernt hat. Kita ist Vertrauenssache. Wir geben unsere Kleinen für viele Stunden am Tag dort ab und überlassen die Betreuung anderen Menschen und ich weiß nicht, wie es euch geht, aber manchmal ist da schon auch eine Portion Herzschmerz dabei. Aber bei unserer Montessori-Einrichtung lasse ich unseren Sohn mit wirklich gutem Gewissen. 

Wenn ihr die Möglichkeit habt, eine Kita mit Montessori-Konzept für euer Kind auszuwählen, dann kann ich euch das nur wärmstens empfehlen. 

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